Ein genialer Marketingtrick vom mächtigsten Internet-Konzern des Universums erobert die Gazetten der Industrienationen und dort überschlägt man sich vor Begeisterung für Google Glass. Die brillante PR-Erfindet wird vermutlich wieder etwas revolutionieren. Möglicherweise die Porno-Industrie. Doch der gemeine Technikfreak, der Nerd und Newsfreak, der Google-Fan und Star Trecky erwartet ein weiteres Weltwunder durch die Brille, die dir Information in den Blick lasert, dass du weißt, wo eine Harke ist. Wer, außer die Magazine, Pornodreher und Googles Marketing braucht eigentlich diesen Scheiß, diesen Horror, diesen Alptraum aus der Big-Brother-Zukunft, die längst schon begonnen hat? Keine Sau, ist die korrekte Antwort. Du willst du etwas eins in die Fresse bekommen, weil du mit diesem Ding in die falsche Richtung glotzt?
Stillschweigend geht man davon aus, dass Google Glass ein Renner wird. Selbst in Zeiten von #PRISM, #Tempora und der allgemeinen Datenüberwachung. Man bildet sich ein, dass jeder Mensch auf dieser Welt eine solche beknackte Datenbrille haben möchte. Gerade im Zusammenspiel mit Google Places, Google Maps und Street View. Boah. Da kommt niemand auf die Idee, dass es für echt klasse sein könnte, ohne diesen mobilen Brillen-Schnickschnack, der teuer ist und sinnlos, durch die Stadt zu spazieren. Man könnte Leute nach dem Weg oder der Fassade befragen oder nimmt zur Not tatsächlich einen Stadtführer in Buchform zur Hand. Beispielsweise. Nein, es geht vermutlich noch so weit, dass Google Glass das Smartphone ersetzen soll. Ich behaupte, vielen Techniknerds und PR-Journalisten könnte Google Glass sogar das Hirn ersetzen.
Bisher wird nur das Wetter (!) eingeblendet und Google News. Heißt es, wird aber sicher noch mehr werden. Denn der Mensch giert danach mit Spielkram und sinnlosen Messages vollgestopft zu werden. Etwas irrelevanteres als das Wetter als Anzeige in einer High-Tech-Brille ist deshalb kaum denkbar. Und wenn man weiß, wie Google News funktioniert, wer dort weshalb was schreibt, dann ist klar, dass man auf diesen kommerziellen Alarmismus aus gesundheitlichen Gründen nicht direkt vor der Birne haben will. Am Ende aber geht es natürlich um sog. “personalisierte Werbung”, die in Google Glass eingeblendet werden soll. Und was das bedeutet, sollte jedem User glasklar sein: Dreck, Unwichtiges, Vergangenes, halbseidene Angebote, Werbung für Dinge, die kein Mensch braucht. Personalisierte Werbung funktioniert immer noch nicht wirklich. Wenn man ein lebendiger Mensch ist, ist es eine großartige Illusion, dich uns die Programmierer und Tech-Freak vorhalten, man könne unser Gehirn, unsere ganze Seele ausspähen und zu Geld machen. Das ich nicht lache! Das Menschenbild hinter der High-Tech-Fassade ist allerdings nicht zum Lachen.
Soll man sich wirklich mit dem größten Scheiß der Weltgeschichte – Google Glass – ernsthaft inhaltlich auseinandersetzen? Oder ist die Sache klar, bevor der Mist zur Marktreife gelangt? Ich behaupte: Das Ding wird ein Flop und keine Marktreife erreichen. Weil es am Ende nicht so funktioniert, wie erhofft, die Sache viel zu teuer wird (auch im Bezug auf das mobile Netz und den Speicher, den man braucht), weil es kaum Nutzen bringt, auf Datenschutz scheißt, für die totale Überwachung sorft und sich als kleines blödes Spielzeug für Futuristen erweist. Gut, Ok, die Japaner werden alle so ein Roboter-Blinke-Ding kaufen und damit rumrennen. Aber die haben eh einen Dachschaden.
Google Glass soll uns weiter mit nutzlosem, in der Regel vollkommen überflüssigen Wissen vollstopfen, Face-to-Face-Kommunikation kostenpflichtig vermeiden und in eine schöne neue Fantasiewelt entführen, in der wir uns wie die Entdecker vom Raumschiff Enterpreis fühlen und den Stern des großen Innovators Google noch heller zum leuchten bringen sollen. Anstatt Sport zu treiben, mit den Kindern zu spielen, sich frei im letzten Rest der Natur zu bewegen, sich mit LEBEWESEN zu beschäftigen, nachzudenken und ein Buch zu lesen, liefert man sich den Datenmonstern ihren fiesen, süchtig machenden Spielzeugen aus. Als gäbe es keine erwachsenen Menschen mehr …
Etwas so überflüssiges und sinnloses als em>Google Glass kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Siehe auch auf FAZ.NET: Google-Mitarbeiter stellen „Glass“ vor Dümmer mit Aussicht (“Niemand, der einigermaßen bei Trost ist, läuft mit diesem Ding durch die Gegend”).
Google Glass – für mich der größte Scheiß der Weltgeschichte!
Fotos: em>Google Glasses von Aaron Parecki
Das ist mal etwas anderes. Ein Blogger jauchzt nicht über ein Google-Produkt. Herzlichen Glückwunsch. Mehr davon.