Ist das tatsächlich “eine Reise zu sich selbst – auf einer Route voller Geschichten und Erinnerungen”? Was diese Novelle auf jeden Fall darstellt ist “ein diffuser Schwebezustand”, ja sie selbst ist das. Ist das Kunst?
“Wie banal die Wirklichkeit ist, dachte ich und stemmte mich mühevoll in die Höhe. Wie im falschen Moment erinnert, schmerzte die Verletzung an meiner Hüfte. Warum hatte ich sie den ganzen Web bis dahin nicht gespürt gehabt? Was erinnerte mich an den Schmerz, der doch wohl immer schon vorhanden gewesen ist?”
Ich habe leider überhaupt keinen Zugriff auf dieses Buch bekommen und kann es deshalb auch nicht beurteilen. Zunächst dachte ich, es hätte was mit einer Vater-Sohn-Sache zu tun, aber die steht gar nicht im Vordergrund. Die Mutter, die da immer mal auftaucht scheint zu stören. Ich werde nicht schlau aus der Beziehung der drei, dieser Kleinfamilie. Und was das mit dem Weg des Elefanten zu tun hat? Ich war nicht neugierig genug, das herauszufinden und bezweifle, dass eine klare Antwort überhaupt möglich ist.
Die Sprache des Buchs soll surreal sein, literarisch, hochwertig. Experimentelle Sprache ist es jedenfalls nicht, aber offenbar ein experimenteller Roman. Habe ich nichts dagegen, wenn man denn Zugriff bekommt. Kann sein, dass es für sehr verkopfte Menschen geschrieben ist, die in der Lage sind, dazu Bilder zu entwickeln, die einen Sinn machen. Ich, als jemand, der Sprache und die Freude daran liebt, erkenne ich weder Erzählwitz und Lust an Sprache. Sondern … Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass der Autor in der Lage ist, packend zu erzählen. Ich kenne das Genre nicht, kann sein, dass er einfach ein Historiker ist, der Lust hatte ein abgefahrenes Buch zu schreiben. Warum auch nicht. Mich hat er nicht erreicht. Das Buch hält aus meiner Sicht nicht, es ist einerseits entsetzlich banal und andererseits … entzieht sich die Schrift meiner Lust zu lesen.
Aber macht euch mal selber ein Bild:
Der Kulturwissenschaftler Theo steckt in einem merkwürdigen Schwebezustand fest, als er sich vornimmt, die Beziehung zu seiner Frau Anna und seinem Sohn Moritz zu ändern.
Zusammen mit Moritz unternimmt er eine Reise, entlang der Route, die der spätere Kaiser Maximilian II. mit dem Elefanten Soliman vor Jahrhunderten vom Mittelmeer nach Wien genommen hat. Dieses Mal geht es in umgekehrter Richtung von Österreich über Südtirol bis nach Genua. Doch schnell steht das Gespann vor großen Problemen.
Scheinbar in sich selbst verloren und an der Gegenwart verzweifelnd, erzählt Theo in Tagebuchform von einer Reise in das Wissen, dass es die Vergangenheit, Erinnerungen und das Gedächtnis sind, die die Gegenwart prägen. Eine Reise, die eine dramatische Wendung nimmt und durch die der Erzähler erkennt, dass ein Leben ein Strom aus Erklärungs- und Beobachtungsversuchen ist. Und man sich zuerst verlieren muss, wenn man zueinander finden will.
Peter Karoshi ist Historiker mit Studium der Geschichte und Anglistik/Amerikanistik an der Karl-Franzens-Universität in Graz, hat von 1999 bis 2005 am transdisziplinären Spezialforschungsbereich »Moderne – Wien und Zentraleuropa um 1900« im Fachbereich Österreichische Geschichte in Graz mitgearbeitet und über Pluralitäten, Heterogenitäten und Gedächtniskulturen in Vielvölkerstaaten geforscht. Sein erster Roman Grünes grünes Gras erschien 2009. Peter Karoshi lebt in Wien.
Zu den Elefanten
von Peter Karoshi
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208 Seiten, Leykam Verlag (1. Mai 2021)
ISBN 370118187X
Gebundenes Buch 21,- Euro